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Fremdheit, Rassismus, Interkulturalität

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Internationale Konferenz

Donnerstag 1. bis Freitag 2. Juli 2004, Trier

 

 

„Fremdheit/ Rassismus/ Interkulturalität“

„Alienation/ Racism/ Interculturality“

 

Call for Papers

(Frist bis zum: 31. Dezember 2003, Anforderungen: Kurzvorstellung

des Vortragsthemas [max. 400 Wörter/ ca. 1 A4-Seite], Kurzbiographie)

 

Veranstalter: Institut für Regional- und Migrationsforschung (IRM)

Konferenzsprachen: Deutsch und Englisch

Informationen und Kontakt: contact@irm-trier.de, www.irm-trier.de

 

 

Migrationsprozesse stellen immer auch vielfältige Prozesse der Begegnung und des geistigen, kulturellen und sozialen Austauschs dar, und zwar sowohl zwischen denjenigen, die sich als Wandernde begegnen als auch zwischen Wandernden und Nicht-Wandernden. Auf diese Weise können vielfältige kommunikative Beziehungen entstehen und sich gemeinsame soziale und politische Praxen entwickeln.

In Europa wurden die mentalitätsgeschichtlichen Voraussetzungen im Umgang mit dem Fremden in der Phase der Entstehung des Kapitalismus und der Verbürgerlichung der europäischen Gesellschaften in entscheidender Weise durch Kolonialismus und Faschismus geprägt. Ausbeutung und Unterdrückung gingen einerseits mit kultureller Abwertung der Unterdrückten einher – bis hin zur Negation des Menschseins der Kolonisierten – und andererseits mit kultureller Aufwertung – der männliche Europäer wurde hierbei zum Menschen an sich stilisiert. Im Ergebnis führt die Ausbreitung europäischer Herrschaft über die Welt damit in Europa zur Ausbildung von Mentalitätsstrukturen, die bis heute wirksam sind und den anhaltenden Umgang mit dem Fremden und Anderen qua Hierarchisierung und Dominanz bestimmen.

Hierarchisierung und Dominanz waren jedoch nicht nur Reaktionsformen im Umgang mit dem Fremden außerhalb Europas, wie sie sich in Idee und Konzeption von „Rasse“-Vorstellungen niederschlugen und im Rassismus begrifflich gefasst werden können. Auch im Innern der bürgerlichen Gesellschaft wurde „sortiert“ und hierarchisiert. Betroffen davon waren vor allem Frauen, Kinder, Juden, Behinderte und Kranke, die zu Außenseitern gemacht wurden und so zum strukturell notwendigen Gegenbild der bürgerlich-patriarchalen Selbstvergewisserung. Hier überkreuzen sich die jeweiligen Unterdrückungsmechanismen von Rassismus und Sexismus, mit den spezifischen Herrschaftsverhältnissen von Klasse und Nation.

Im Rahmen der Tagung soll daher der enge Zusammenhang von Fremdheit, Rassismus und Interkulturalität thematisiert werden. Um welche Formen der Hierarchisierung handelt es sich hierbei jeweils? Wie sind sie entstanden? Welche neueren Entwicklungen zeichnen sich hierbei ab? Welche Auswirkungen haben neue Formen der Migration – wie beispielsweise Transmigration/ Transnationalismus auf Formen und Inhalte von Fremdheit/ Rassimus/ Interkulturalität? Welche Rolle spielt die Geschichte von Aufbruch, Wanderung und Vertreibung, von Aufbau und Zerstörung individueller wie kollektiver Lebensperspektiven innerhalb kulturell vielfältiger Gesellschaften? Wie ist die Rolle und Bedeutung von patriarachalen Kulturen innerhalb interkultureller Prozesse zu beurteilen? Welche Formen geschlechtsstereotyper Klassifizierung und Hierarchisierung bestehen? Welche Folgen hat dies für die Geschlechteremanzipation und Geschlechterdemokratie in einer kulturell pluralen und multi-polaren Gesellschaft?

Auch der Begriff der Interkulturalität/ Multikulturalität soll in diesem Zusammenhang einer kritischen Überprüfung unterzogen werden, gilt er doch vielfach als positiver Gegenbegriff zum Rassismus. Aber trägt er nicht selbst dazu bei, die Vorstellung von homogenen und abgeschlossenen Kulturen zu transportieren, zwischen denen – zugespitzt formuliert – lediglich eine „Begegnung“ sinnvoll und erwünscht ist? Wer ist politisch und sozial zur Anpassung gezwungen? Welche Mechanismen sind es, die im Feld kultureller und sozialer Hegemonie sichtbar werden und den „interkulturellen Diskurs“ in einen Macht- und Dominanzdiskurs umwandeln?

Zugleich soll aber auch der Blick auf die Praxis interkultureller Arbeit gerichtet werden. Welche Ansätze werden hier verfolgt? Wie sieht die „interkulturelle Praxis“ aus? Welche unterschiedlichen Formen der migratorischen Begegnungskontexte lassen sich auffinden? Wie lassen sich diese im Hinblick auf eine an emanzipatorischen und demokratischen Prinzipien orientierte gesellschaftliche Praxis beurteilen?

Die Tagungsbeiträge werden als Sammelband in der IRM-Publikationsreihe „Beiträge zur Regional- und Migrationsforschung“ veröffentlicht.

 

 

 

 

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