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Katalin Járosi

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Politik der Regionalität im Spiegel der spätmodernen West-Ost-Migration: eine Fallstudie über in die ungarische Provinz umgesiedelte Westeuropäer

 

 

Im Rahmen eines im Jahre 2004 gestarteten Forschungsprojektes untersuche ich mit Mitarbeiter/innen und Student/innen des Lehrstuhls für Kommunikationswissenschaften der Universität Pécs (Ungarn) die Entstehung einer besonderen lokal-regionalen Identität in verschiedenen südwestungarischen Dörfern. In der bisherigen Phase der Forschung konzentrierten wir uns auf im touristischen Sinne unattraktive oder kaum bedeutende, bis zum Systemwechsel in Osteuropa geschlossene Siedlungen.

 

 

Die aus Westeuropa kommenden neuen Immobilienbesitzer wandern mit verschiedenen Zielen und Absichten in diese Dörfer und nehmen mit unterschiedlichen Interessen an der Formierung der Bilder der Regionen teil. Diejenigen, die für ihre Rentnerzeit mit dem Immobilienkauf finanzielle Sicherheit anstreben, oder Migranten, die aus den „überregulierten“ westlichen Gesellschaften flüchten, nehmen die Region anders wahr als die Unternehmer, die ihr erspartes Geld in Ungarn in größere Unternehmen investieren, oder „Spekulanten“, die dort ihr schnelles Glück zu erreichen hoffen. Die Migrationsattitüden bestimmen nicht nur die Sichtweisen und Bewegungsräume der Immobilienbesitzer, sondern üben auch Wirkungen auf die Region aus.

 

Die Bewohner, Verwaltungsämter, kulturellen Institutionen sowie die Unternehmer reagieren – im Spiegel der regionalen Konzeptionen und regionalen Initiativen – höchst sensibel auf diese Einwanderer. Der auf einen Schlag aufgewertete, geöffnete geographische Raum ändert sich visuell zwar schnell, doch ist die Region bei weitem noch nicht funktionsfähig. Obwohl dank der neuen Immobilienbesitzer und -besitzerinnen in den verschiedenen Dörfern kleinere, eher inoffizielle Arbeitsmöglichkeiten entstanden, kann man aus dem Feld noch nicht über weitgehende ökonomische Transformationen berichten.

 

Die Heimgründungsbestrebungen der westlichen Migranten, ihre Idealisierung von bisher abgewerteten Regionen, ihre Freizeitaktivitäten und Lebensstile zeigen schon Auswirkungen in der interkulturellen Kommunikation, in den veränderten Gemeinschaftsvorstellungen, in dem aufgewerteten Selbstbild der einzelnen Regionen. Die kulturellen Transformationen lassen sich als erster Schritt der spätmodernen West-Ost-Migration interpretieren.

 

 

Katalin Járosi, Dr. phil., unterrichtet Kulturanthropologie und Europäische Ethnologie an der Universität Pécs (Ungarn) und an der Universität Trier; Unterrichts- und Forschungsschwerpunkte: nationale und ethnische Identität, Stadtethnologie, ethnologische Biographieforschung, empirische Forschungsmethoden.

 

 

 

 

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